Der Nebel der Ungewissheit

Wie der Nebel der Ungewissheit
zu Klarheit und Wohlfühlkriterien führen kann

In meinen Coachings kommen immer wieder junge Frauen, die glauben, dass sie eine Rolle spielen müssen. Eine Rolle gegenüber dem Partner, der Familie, Freunden und auch im Job. Welche Rollen spielst Du?

Als Feedback bekomme ich dann oft zu hören: „Es ist so schön, hier bei Ihnen kann ich sein, wie ich bin.“ Auf meine Frage: „Wo und wann können Sie noch so sein, wie sind?“ fließen meist leichte Tränen.

Es gilt hinzuschauen, in welchen alten Mustern wir unterwegs sind, welche alten Glaubenssätze uns unser Leben nur mit angezogener Handbremse genießen lassen. Auch kommen oft Tränen , denn der Nebel der Ungewissheit fühlt sich nicht gut an.

Auch ich war jahrelang mit angezogener Handbremse unterwegs und stand mehr als einmal im Nebel der Ungewissheit

Nach diversen Jobwechseln – immer in dem Glauben den roten Faden nicht verlassen zu können – durfte ich oft immer wieder neu mich Vorstellungsrunden hingeben und beten, dass man mich nimmt. Ich dachte, ich hätte keine Wahl, etwas anderes zu machen. Auch hatte ich das Grundbedürfnis, mal wieder eine längere Station in meinem Lebenslauf nennen zu dürfen.

Mindestens zwei Jahre war mein Ziel.

Nicht nur für den Lebenslauf, sondern viel mehr, um wieder mal das Gefühl von Kompetenz zu erlangen. Das fehlte mir so sehr, denn nach meiner Ausbildung zur Industriekauffrau verbrachte ich weitere 10 Jahre in einem Großunternehmen – übrigens als Nichtraucherin bei Philip Morris. Es war mein Unternehmen, was ich liebte, ich kannte im Verwaltungsbereich jeden Mitarbeiter, jede Abteilung, jeden Handschlag. Damals (mit 19) war für mich die Identifikation mit einem Unternehmen noch nicht wichtig – kein Kriterium – heute schon. So etwas darf sich ändern. Auch auf die Frage hin, versuche ich in meinen Coachings herauszubekommen, was die Lieblings-Arbeitskriterien meiner Kunden sind.

Als für mich mein Privat-Leben mit 47 Jahren eine unerwartete Wendung einnahm – Trennung nach 30 Jahren – kam ich komplett ins Trudeln. Nicht nur emotional sondern auch finanziell – meine Luxusjahre mit Teilzeitjobs schienen vorbei.

Im Nebel der Ungewissheit
bekam ich 4 Jobs und 4 Kündigungen in 4 Jahren

Es gelang mir anfangs recht gut, mich mit meinem neuen Arbeitsleben zu arrangieren. So bekam ich recht schnell – dem roten Faden wieder folgend – zwischen 2014 und 2018 vier Vertriebsjobs mit vielen Krankheitstagen und Kündigungen.  Beim ersten Job bekam ich eine Kündigung, dann beschloss ich nach einer Abmahnung eine eigene Kündigung vorzuziehen- bloß weg, damit man mich nicht wieder kündigt. Strategie hatte funktioniert – nach zwei Wochen hatte ich einen neuen Job, mein Ego war befriedigt, ich kann ja doch etwas. Die Kündigung übernahm dann der nächste Arbeitgeber – nach nur 10 Wochen – was für ein Schlag in die Magengrube. Es folgten 6 Monate Krankheit mit unterschiedlichen Symptomen, Hautausschlag, bis hin zur Bänderdehnung in der Schulter nach einem Sturz beim Skaten und einer Sehnenscheidentzündung im Fuß vom Spazierengehen. Keine Arbeit, keine Bewegung führten zu kompletter Antriebslosigkeit. Ich stand im Nebel der Ungewissheit. Irgendwann war mir alles egal, aber irgendein Job musste her. Egal was – einzigstes Kriterium: Mit dem Fahrrad erreichbar.

Ein Wunder geschah, obwohl ich das Jahr gedanklich bereits beendet hatte zum 1. Dezember 2016:

Ein neuer Job – 6 Kilometer weit entfernt -optimale Fahrradstrecke.

Ich hatte das gleiche, alte Ziel: Ich wollte zwei Jahre durchhalten. 2017 lief gut, es machte mir sogar Spaß – nicht nur das Radfahren zur Arbeit. 2018 wurde schlechter, nerviger, im März ereilte mich eine fette Grippe, die mir zu verstehen gab, dass ich mich irgendwie kurieren sollte. Ruhe statt wegrennen? Ist eigentlich nicht meins. Die Idee der Kur reifte in mir und gelang auch: 5 Wochen Ostsee ab Anfang Oktober 2018 – ein Lichtblick. Mein Ziel – zwei Jahre durchzuhalten – rückte damit in greifbare Nähe. Denkste! Einen Tag nach meiner Kreuzfahrt, die ich mir anlässlich meines 50. Geburtstag gönnte, kam die Kündigung. Für mich wie aus dem Nichts – zu Ende September – also schaffte ich nur 2 Jahre minus zwei Monate. Gut dann soll es so sein, dass ich etwas gründlicher nachdenke und mir eine richtige Auszeit gönne.

Im Nebel zu leben, bis die Klarheit kommt.

Es geht um mich - und ich darf mir Zeit für Klarheit nehmen

Und ich darf mir bis zum nächsten Job eine längere Findungszeit lassen– der Plan war ein Jahr. Mittlerweile zweifelte ich an allem. Hatte keine Idee mehr, was ich wollte, ich konnte doch anscheinend nichts und niemand wollte mich länger behalten.

Ich erkannte, dass ich professionelle Hilfe brauchte. Ein Jobcoaching musste her. Es wird doch jemand geben, der weiß, was ich kann. Die Ernüchterung kam im Coaching. Mein Coach stellte Fragen, die mich zu Erkenntnissen bringen sollte, mir Klarheit über mich geben kann. Nun kam mir meine Ungeduld in die Quere. Dieses Aushalten im Nebel, das Leben nicht vorspulen können, nicht zu wissen, was kommt, an sich arbeiten, nach Innen gehen.

Was für ein Quatsch – nicht mit mir.

Ich werde doch wohl meinem Jobcoach beweisen können, dass ich es mit meinem bunten Lebenslauf alleine schaffe, einen Job in einem großen Konzern zu bekommen. Denn in einem Konzern war ich doch glücklich, damals zumindest, da komme ich her und da möchte ich wieder hin.

Ungewissheit

Es klappte, die äußeren Kriterien schienen erfüllt: Fahrradweg, 35-Stunden-Woche, zwei Tage Home-Office, das Gehalt stimmte. Yippie hier bin ich. Drei Vorstellungsrunden, davon eine mit 39 Grad Fieber und zwei Aspirin, vermutlich brachte das den gewünschten Erfolg, ich war nicht ich selbst. Ich bekam den Job. Sogar einen Monat früher als geplant. Ich brach das Jobcoaching früher ab. Wozu auch weiter nachdenken. Hauptsache raus aus dem Nebel der Ungewissheit

Bereits einen Tag vor Arbeitsantritt spürte ich das Gefühl, einen Fehler zu machen. Die Fragen aus dem Jobcoaching meldeten sich. Ich fühlte mich verraten. Verraten von mir selbst. Ich war mir untreu geworden. Es war doch ursprünglich meine Absicht, mir Zeit für mich zu nehmen und zu prüfen, was ich wirklich möchte. So kam es, wie es kommen musste, keine zwei Wochen im neuen Job und ich bereute alles. Fühlte mich so unwohl wie noch nie. Aber ich kann doch nicht nach zwei Wochen wieder alles hinschmeißen. Das macht man doch nicht. 

Wer sagt das? Ist es nicht ein Glaubenssatz?

Ich nahm mir ein neues Ziel: Ich halte durch!

Durchhalten für mindestens sechs Wochen und dann entscheide ich.

Nach weiteren zwei Wochen bekam ich Knieschmerzen – von einer sitzenden Tätigkeit – ich konnte mich nicht mehr bewegen – Diagnose Innenmeniskusanriss – einfach so. Ich wollte nicht dableiben, konnte aber auch nicht gehen, ließ mich krankschreiben, rief meinen Jobcoach an und bat um Hilfe, wie ich da wegkomme. Ihre erste Frage: „An wem liegt Ihnen etwas in diesem Unternehmen?“ „An der Personalleiterin!“ Denn schließlich war sie es – rückwirkend betrachtet – die der ausschlaggebende Grund für meine Entscheidung war. Die Personalleiterin trug ein Segelboot an ihrer Kette und war mir sofort sympathisch. Als ich sie auf das Segeln ansprach, sagte sie nur: „Ja, ich bin im Segelverein bei Ihnen um die Ecke.“ Klar sie wusste ja alles über mich aus meinem Lebenslauf, auch dass ich Wassersportlerin bin – im Ruderverein nicht weit entfernt von ihrem Segelverein. Ich fühlte mich mit ihr verbunden, wir hatten so viel gemeinsam, kamen ins Plaudern. Mein zukünftiger Chef war erstaunt, kam nicht zu Wort. Ich vergaß völlig mich zu hinterfragen, welche meiner vorab definierten Wohlfühlkriterien denn mit diesem Job erfüllt werden könnten. Denn es ging nicht um eine Stelle in der Personalabteilung, sondern im Vertrieb von Ersatzteilen für Aufzügen. Hatte ich mich vorher gefragt in welcher Branche ich arbeiten möchte? Oder was mich mit den Produkten verbindet – den Aufzügen? 2 x NEIN.

In meiner fünften Woche wurde mir klar, was auch immer mit meinem Knie wird, ich möchte da nicht wieder hin, also bat ich um Kündigung, die ich postwendend bekam. Es fühlte sich dennoch besch….an. 

Ich war zurück im Nebel der Ungewissheit

All diese Erfahrungen im Nebel der Ungewissheit habe ich gebraucht, um die Person zu sein, die ich heute bin.

Darum ist es mir jetzt als Jobcoach wahnsinnig wichtig, alle Stationen in Deinem Lebenslauf zu betrachten. Heute unterstütze ich Suchende dabei, die Ungewissheit auszuhalten und sich Zeit für sich zu nehmen. Gemeinsam formulieren wir aus den „Weg-von-Kriterien“ neue „Hin-zu-Kriterien“ also die persönlichen Wohlfühlkriterien, die dann bestenfalls in einer Vier-Felder-Matrix kategorisiert werden können.

Wofür lebst Du?

Lebst Du schon oder denkst Du noch nach, wie sich Dein Leben anfühlen darf?

Du darfst so sein, wie Du bist!

Eine erste Hilfe wie Du aus dem Nebel zu Klarkeit kommst, findest Du beim Definieren Deiner Wohlfühlkriterien.

Nutze dafür meinen Arbeitsbogen – zum Downloaden klicke hier.

Oder wähle gleich einen ersten Termin zum Kennenlernen aus meinem Kalender.

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